MODELLPROJEKT: Familienausflug zum Tag der Offenen Tür beim “LIVING CIRCLE”


Familienausflug zum Tag der Offenen Tür
beim “LIVING CIRCLE”

Mehr als eine Vision.

Erlebnisse einer Frau, Mutter von 2 Kinder im Alter von 7 und 10 Jahren.

In einer Gemeindezeitung hat Tamara gelesen, daß ein Kreativ- und Bildungszentrum in der Stadt entsteht.  Auf dem Gelände des Modelcampus „Living Circle“ wird ein Tag der Offene Tür veranstaltet.

Der Familienausflug:

Beim Betreten des Geländes merke ich, dass eine gewisse Stille präsent ist, obwohl diverse Aktivitäten stattfinden. Ein Jugendtreff, in dem Jugendliche an der Gestaltung eines Bühnenbildes arbeiten, für die Nachmittagsvorführung in einem der Dome. … Musik, Proben. … Tänzer/innen üben an der Choreographie … Sänger/innen und ein Chor üben. Kinder verschiedener Altersgruppen sind gespannt auf die Vorführungen und beobachten interessiert den ruhigen  aber kräftigen Schaffensfluss, während sie mit großen, naturbelassenen Holzklötzen spielen. Einige sind auf ihre eigene Sache konzentriert, erklimmen den Turm im Kletterparadies. Die 7 Jahre alte Tochter, ihr Name ist Emily, hat ihr Interesse für die jungen Tänzerinnen gezeigt und sich von mir abgesondert. Zwei Kinder vom Chor haben sie begrüßt und eingeladen, daran teilzunehmen. Nach einer Zeit, etwas schüchtern und doch vertraut, hat sie sich dann angeschlossen gefühlt und begonnen, zu tanzen. Und als ich sie zusammen mit meinem 10-jährigen Sohn geduldig beobachte, kommt eine Frau so um die 30 Jahre alt auf uns zu. Sie stellt sich als Julia vor und fragt uns, ob wir Interesse hätten, mit ihr das Gelände zu besichtigen und, natürlich, etwas zu Essen und Trinken zu holen.

Julia führt uns zum “Creative Community Center”. Hier sind sechs sehr große Tische und Arbeitsflächen, wo sich alle Altersgruppen treffen. Mit verschiedensten Handwerken und Künsten. Heute sind die Großmütter dran, mit Geschichten, Erzählungen, … kochen, backen und altem Kunsthandwerk. Dann wird mein Sohn gefragt, ob er beim Brotbacken dabei sein möchte. … Er hat Hunger – und sagt deshalb sofort „Ja!“

Unsere Begleiterin hatte vorhin notiert, wo meine Kinder sind und uns mit den Verantwortungspersonen der jeweiligen Bereiche verbunden. Es ist für mich ein neues Gefühl, diesen Ort zu betreten: Hier ist die Aufmerksamkeit des Personals auf die Integration und Bildung der Teilnehmer gerichtet. Es ist ein besonderer Ort – egal, wo wir entlang spazieren, wie nebenbei geschehen sehr aktive, bildungsorientierte, alltägliche Handlungen. Als beide Kinder ihren Platz gefunden hatten, konnte ich eine kleine Runde über das Gelände machen.



Julia führt mich über das Gelände. In den 12 Außengebäuden sind Werkstätten: Textilherstellung, … Töpferei und Ziegelherstellung. … 3D-Drucker bauen Modelle für Wohnbereiche und Hochbeete für den Garten. … Bäckerei… Schmiedewerkstatt…. Ein Tischlerei… Graphik-Atelier und Druckerei für Textildruck, Folder, Flyer…. Und ein großes Geodetik-Dome-Gewächshaus.

Als plötzlich eine vertraute Stimme hinter mir nach einem Spruch fragt, habe ich zuerst keine Ahnung, was ich sagen soll. … Dann plötzlich höre ich meine Stimme sagen: “Es ist doch die Liebe, die uns zusammenhält!”

Ein junger Mann, so um die 22 Jahre, schreibt die Sprüche auf und übergibt es seinem Team. Innerhalb der nächsten 20 Minuten sind viele Menschen mit dieser Sprüchesammlung beschäftigt, während wir mit einer kleinen Jause mit Hofgebäck, Brötchen und Kräutertee versorgt werden.

Ins Gespräch gekommen, werde ich gefragt, was ich mir als Mutter unter dem Thema Bildung vorstelle? Um mich im nächsten Moment mit ersten Erzeugnissen zu überraschen. Eine Designerhandtasche, mit meinem Spruch darauf. …. 6 Kaffeetassen … mit gelaserter Aufschrift und den Umrissen einer Mutter mit zwei Kindern auf einem Herz aus Holz – „Das sind wir!“, staunt meine 7-Jährige. Ein 6 cm großer, mit Stickerei besetzter Patch und ein 60-seitiges kleines Tagebuch mit derselben Aufschrift “Es ist doch die Liebe, die uns zusammenhält!”

In diesem Moment ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Bildung ist kein Klassenzimmer! Sie geschieht überall: in Domes, Jurten und andere Hütten, wo ständig Aktivitäten stattfinden. Auf einem großen Areal mit Perma-Kultur und diversen Gartenanbau-Methoden, mit Düften aus der Bäckerei und Konditorei. Im großen Haupthaus gibt es verschiedene Bereiche, alles für die regionale Entwicklung.

Julia zeigt mir die Räume des Haupthauses, in denen Vorträge und Seminare stattfinden. Multimediapräsentationen werden entwickelt, mit sechs großen Computern, einem Radiostudio und einem Video- und Internet-TV-Studio. … selbstverständlich mit Internet via Glasfaser, wie Julia zufrieden bemerkt, als wir an einem unauffälligen grauen Kasten vorübergehen und beim Blick zur Bühne, dass die Gruppe bereit ist, ihre Vorführung zu präsentieren. Ich habe kurz nach meiner Uhr geschaut und gemerkt, dass schon vier Stunden seit meiner Ankunft vorbei sind. Zuerst sehe ich meinen Sohn in der Bäckereihütte, wo er ganz stolz mit einem selbst gebackenen Brot in Form eines Herzens und kleinen Broten aus Buchstaben steht. …MAMA und ESSEN zeigen diese Buchstaben. Er will sie zuhause in der Küche aufhängen. „Die sind nicht zum essen.“ hat er gesagt.

Dann gehen wir zur Bühne, wo die siebenjährige Emily ihre Position im Tanzchor eingenommen hat. Mit Kostüm und Mikrophone hat sie als erste Stimme ihren Platz bekommen. Insgesamt sind 45 Kinder zwischen 5 und 17 Jahren an der Vorführung beteiligt. Das Thema ist: “Nur miteinander ist Leben Wert”.

Nach der 40-minütigen Vorführung auf der Bühne des Jugendtreffs, gehen wir zum großen Platz, ungefähr in

der Mitte des ca. 12 ha großen Areals ans Lagerfeuer, wo alle singen, reden und sich unterhalten. Man trifft sich zum Austauschen, lernt sich kennen, sogar Vernetzungen mit anderen Gemeinschaften weltweit sind entstanden. Studenten, Personal und Kinder sind frei darin, das ganze Gelände zu erkunden und jede Gruppe von 10 Kindern bekommt eine Begleitperson. Es geschehen einfach Gespräche zwischen Müttern, Vätern, Großeltern.

Diesen Ort will ich immer wieder besuchen. … Kursangebote sind sehr ausreichend und ändern sich regelmäßig nach Interessen, Bedarf und Saison. … Ein Ort, der sich ständig an die Bedürfnisse des Gemeinwohls anpasst. Hier ist nicht bewerten, sondern geschätzt und aufgenommen fühlen, der Weg in die Zukunft. 7.5 Std auf diesem Gelände und niemand ist gelangweilt oder will nach Hause. Aber wir sind jetzt vernetzt und kommen wieder…

Der Tag war genau das, was auf dem Schild steht, “Living Circle”

Ein lebendes Beispiel, wo jeder seinen Beitrag leisten darf.  

Von Herzen und mit freiem Willen.


Modellcampus - LIVING CIRCLE

MODELLCAMPUS: “LIVING CIRCLE

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